Mehr Möbel werden im Internet gekauft
Die Möbelindustrie erwartet, dass in fünf bis zehn Jahren jeder vierte Kauf über das Internet erfolgt. Industrie und Handel müssen sich darauf einstellen.
Möbel werden immer öfter im Netz gekauft. 14 Prozent der Käufer, die sich Möbel zugelegt haben, haben diese beim Online-Shopping erworben, sagte Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) am Montag in Köln. Knapp zehn Prozent der Käufer orderten bei reinen Online-Händlern, vier Prozent über das Internetportal eines Möbelhauses. Das Ergebnis ist einigermaßen überraschend. Bislang waren als Anteil der Online-Käufer rund sieben Prozent genannt worden.
Besonders oft kaufen Single-Haushalte und die unter 30-Jährigen im Netz. Die würden mit zunehmende Alter kaum auf den Online-Kauf verzichten, so Kurth. In fünf bis zehn Jahren erwartet er, dass jeder vierte Kauf Online erfolgt. Industrie und Handel seien gut beraten, sich darauf einzustellen.
Das Potenzial solle mit ansprechenden Konzepten und zielgruppen-adäquater Information abseits der „Schnitzel- und Rotstiftwerbung“ bedient werden, so Kurth. „Konfiguratoren wie sie Autohersteller nutzen, sollten auch beim Möbelkauf angeboten werden“, sagte Kurth. Er sieht Chancen: Die Preis- und Rabattfixierung im Netz sei nicht so ausgeprägt wie beim stationären Handel.
Impulse kann die Branche gebrauchen
Und gerade deutsche Hersteller könnten punkten, weil sie die online oft geforderten kurzen Lieferzeiten tendenziell eher bedienen könnten als etwa Händler aus Asien. Impulse kann die Branche gebrauchen. Nach einem guten Start ins Jahr sind die Umsätze der deutsche Möbelindustrie abgebröckelt. So schlägt im ersten Halbjahr nur ein leichtes Plus von einem Prozent auf 9,1 Milliarden Euro zu Buche. „Die Lage ist nicht zufriedenstellend“, so Kurth.
Der Jahrhundertsommer habe die Verbraucher eher in die Freibäder und Biergärten als in die Möbelhäuser getrieben. Um die Konsumausgaben der Bundesbürger würden aber Produkte wie das E-Bike konkurrieren. Auch das Thema Caravaning laufe gut. Impulse für die Möbelindustrie kamen da fast ausschließlich aus dem Auslandsgeschäft. Während es nämlich im Inland nur ein Miniplus von 0,3 Prozent gab, kletterte der Umsatz jenseits der Grenzen um 2,7 Prozent. Doch gab es auch hier Licht und Schatten. Die Ausfuhren nach Frankreich stiegen um 3,5 Prozent, die in die Niederlande sogar um 6,2 Prozent.
Dem Wachstum im wichtigsten und viertwichtigsten Markt stand freilich ein Minus in der Schweiz, in Österreich und Großbritannien gegenüber, den zweit-, dritt- und fünftwichtigsten Exportmärkten. Gut schlugen sich die deutschen Hersteller in den USA mit einem Plus von 9,5 Prozent und in China mit einem Exportzuwachs um 25,9 Prozent. In beiden Märkten sowie in Russland sieht Kurth weitere Wachstumschancen.
Kühles Wetter könnte Absatz über das Internet beleben
Uneinheitlich ist das Abschneiden der einzelnen Segmente. Die Hersteller von Küchen und Büroeinrichtung sowie die Ladenbauer erzielten Zuwächse. Bei Polster- und Wohnmöbeln sowie bei Matratzen gab es ein Minus. Wer eine neue Wohnung einrichtet, kauft oft auch eine neue Küche, so Kurth.
Das Sofa nehme er dagegen mit und nutze es noch etwas länger. Die Zahl der Beschäftigten in den 482 Betrieben der Branche mit mehr als 50 Beschäftigten stieg um 0,7 Prozent auf 84 300. Sie hoffen, dass bislang aufgeschobene Käufe nachgeholt werden. Auch ein Umschwung des Wetters hin zu kühleren Temperaturen könnte den Absatz beleben, so Kurth. Für das Gesamtjahr erwartet er ein Umsatzplus von einem Prozent für die Möbelindustrie, trotz Konjunktureintrübung in Deutschland.
Keine Kommentare vorhanden